Wilhelm Neurohr

Gerechtigkeit durch Steuerpolitik?

Steuern in Zeiten von horrenden Übergewinnen und leeren Finanzkassen

mit Julia Jirmann, Netzwerk Steuergerechtigkeit

Gigantische Vermögenszuwächse auf der einen, die Zunahme von prekären Lebensverhältnissen auf der anderen Seite – die wachsende Kluft zwischen Reichtum und Armut ist nicht zu übersehen. Die Kassen besonders der Kommunen und der Sozialsysteme sind an ihre Grenzen gelangt, (fast) jede(r) Einzelne spürt das. Trotzdem: Geld ist genug da! In kaum einem anderen Land wird Arbeitseinkommen so hoch und Vermögen so niedrig besteuert wie in Deutschland.Nichts scheint heute für die Reichen und Superreichen in Deutschland unmöglich, um sich einer Beteiligung an den gesellschaftlichen Kosten zu entziehen: Milliardenvermögen werden steuerfrei vererbt, eine umfassende transparenten Offenlegung ihrer Vermögensdaten können sie vermeiden, Cum-Ex Kriminelle bis in höchste Regierungsämter werden allenfalls zurückhaltend verfolgt uvm.

Eine differenzierte Bestandsaufnahme dieser gesellschaftlichen Gerechtigkeitslücke unternimmt seit Jahren das «Netzwerk Steuergerechtigkeit»: Zugängliche Daten werden zusammengestellt und die Möglichkeiten einer grundsätzlichen Verbesserung des deutschen Steuersystems hin zu einer sozialeren und ökologischeren Ausrichtung der öffentlichen Finanzen werden untersucht.

Zuerst die Faktenlage: Wie groß sind die Milliardenvermögen? Warum gibt es bei uns keine Vermögenssteuer wie etwa in der Schweiz? Weitere Stichworte sind Erbschaftssteuer, Spitzensteuersatz, Steuerflucht, Steuerhinterziehung und Geldwäsche.

Dann noch die Fragen: Sind die staatlichen Institutionen in der Lage eine solche Umgestaltung des Steuersystems durch- und umzusetzen? Ist der entsprechende politische Wille und der öffentliche Druck vorhanden?

Die Referentin stellt das «Jahrbuch Steuergerechtigkeit 2025» vor, erläutert die wichtigsten Handlungsoptionen und stellt sie zur Diskussion.

Julia Jirmann, Berlin, studierte Betriebs- und Volkswirtschaft. Als Referentin für Steuerrecht und Steuerpolitik beim Netzwerk Steuergerechtigkeit betreut sie den Themenbereich Vermögen, Erbschaft und hohe Einkommen. Zudem ist sie in der Kommission des deutschen Juristinnenbundes «Recht der sozialen Sicherung & Familienlastenausgleich».


Eine Veranstaltung des Rosa-Luxemburg-Clubs Bielefeld und der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW

Siehe auch am 24.09.2025 von 18:00 - 20:00 Uhr in Aachen, Ev. Erwachsenenbildungswerk im Kirchenkreis Aachen, Frère-Roger-Straße 8-10

"Black Box Steuerpolitik"

In kaum einem anderen westlichen Land sind Vermögen so ungleich verteilt wie in Deutschland. Die Bundesrepublik ist ein Hochsteuerland für mittlere Arbeitseinkommen, aber ein Niedrigsteuerland für Vermögende.

Wie kann das sein? Ist das gerecht? Warum haben Superreiche geringere Steuer- und Abgabensätze als der Durchschnitt hierzulande?

Julia Jirmann zeigt leicht verständlich die wesentlichen Zusammenhänge auf, hinterfragt steuerpolitische Mythen und macht konkrete Reformvorschläge für ein gerechteres Steuersystem. Denn die hohe Ungleichheit schwächt den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Fähigkeit des Staates, zum Wohle der Allgemeinheit Probleme wie den Klimawandel, den Sanierungsstau im ÖPNV oder die marode Bildungsinfrastruktur anzugehen.

Referentin:
Die Volkswirtin und Wirtschaftsjuristin Julia Jirmann leitet den Bereich Erbschaft und Vermögen sowie Einkommensteuer des Netzwerks Steuergerechtigkeit e.V. Ihr Buch «Blackbox Steuerpolitik: Wie unser Steuersystem Ungleichheit fördert. Ein Reformvorschlag» erschien 2024.