Wilhelm Neurohr

23. September 2020 - Vortrag, Buchvorstellung und Diskussion:

"Postwachstumsstadt - Konturen einer solidarischen Stadtpolitik"

Städte ohne Wachstum - eine bislang kaum vorstellbare Vision. Doch Klimawandel, Ressourcenverschwendung, wachsende soziale Ungleichheiten und viele andere Zukunftsgefahren stellen das bisherige Allheilmittel Wachstum grundsätzlich infrage. Wie wollen wir heute und morgen zusammenleben? Wie gestalten wir ein gutes Leben für alle in der Stadt? Während in einzelnen Nischen diese Fragen bereits ansatzweise beantwortet werden, fehlt es noch immer an umfassenden Entwürfen und Transformationsansätzen, die eine fundamental andere, solidarische Stadt konturieren. Diesen Versuch wagt das Projekt Postwachstumsstadt.

In dem Vortrag werden konzeptionelle und pragmatische Aspekte aus verschiedenen Bereichen der Stadtpolitik zusammengebracht, die neue Pfade aufzeigen und verknüpfen. Es geht um städtische Wachstumskrisen, transformative Planung und Konflikte um Gestaltungsmacht und Stadtutopien.

Postwachstumsstadt denken.

Städtisches Leben ist geprägt von sozialen und ökologischen Konflikten! Die Stadt, die immer weiter wachsen und mehr produzieren muss, ist am Ende. Auf Dauer sind ausbeuterische Märkte und Flächenfraß nicht nachhaltig für die Entwicklung von Städten. »Höher, schneller, weiter« funktioniert nicht mehr - wir sehen, dass Wachstum als unumstößliches Prinzip Natur- und Lebensräume zerstört.Eine Stadt für alle, aber nicht auf Kosten weniger! Stadtpolitische Gegen-Entwürfe wie Commoning, Gemeinwohl-Ökonomie, Kreislaufwirtschaft oder Quartiersräte können unsere Städte gerechter machen! Damit das Bewusstsein zu tatsächlichen Veränderungen im Alltag führt, müssen wir diese Konzepte stärker aufeinander beziehen und als Ansätze eines Ökosystems Stadt denken. Aus den vielfältigen Ansätzen formen wir die mentalen und materiellen Infrastrukturen der Stadt der Zukunft!

Postwachstumsstadt machen.

Stadtpolitik in Bewegung bringen! Unter dem Motto »das gute Leben für alle« versammeln sich neue Ideen von städtischem Wohnen, Teilen, Zusammenleben. Die Postwachstumsstadt wird getragen durch Solidarität und Miteinander, auch wenn unterschiedliche Ansichten und Vorstellungen über »das gute Leben« fortbestehen. Für soziale und ökologische Gerechtigkeit brauchen wir Allianzen zwischen bestehenden und neuen Gruppen, Initiativen, Akteur*innen! Wandel zwischen Graswurzel und Parlamenten. Das Konzept der Postwachstumsstadt überwindet den Gegensatz von bot-tom-up oder top-down. Stattdessen geht es um die Wechselwirkungen zwischen den verschiedensten Gruppen und Akteur*innen, egal ob sie im Parlament sitzen, ein Unternehmen führen, zur Schule gehen oder Kinder großziehen. Städtische Institutionen sind nicht naturgegeben, sondern gemacht – wir verstehen sie als »geronnene Praxis«. Die Postwachstumsstadt setzt auf Demokratisierung und neue Formen der politischen Organisation und Vertretung.

Postwachstumsstadt fühlen.

Zwischen Depression, Abgas-Schwindel und Roboter-BeziehungenIm Zuge von Digitalisierung und Automatisierung von Arbeit fühlen sich manche Menschen zunehmend ausgebrannt, überfordert, überreizt, und im schlimmsten Falle als nutzlose Teile der Gesellschaft. In der Postwachstums-stadt haben alle Menschen ihren Platz und gehen je nach ihren Fähigkeiten einer sinnvollen Beschäftigung nach, die sozial anerkannt wird. Das Leben in der Postwachstumsstadt riecht und schmeckt nach Erfüllung, Solidarität und Gemeinschaft.

Das Buch »Postwachstumsstadt. Konturen einer solidarischen Stadtpolitik« wurde 2020 von Anton Brokow-Loga und Frank Eckhardt im Oekom-Verlag herausgegeben und steht unter www.oekom.de als kostenfreier Downloload zur Verfügung.

Anton Brokow-Loga ist transdisziplinärer Forscher an der Schnittstelle von Urbanistik, Politikwissenschaft und Transformationsforschung. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Sozialwissenschaftliche Stadtforschung an der Bauhaus-Universität Weimar und Teil des I.L.A.-Kollektivs....

Frank Eckardt hat an der Universität Kassel in Politikwissenschaften promoviert und hat seit 2008 die Professur für Sozialwissenschaftliche Stadtforschung an der Bauhaus-Universität Weimar inne.

Siehe auch pdf-Datei: file:///C:/Users/WILHEL~1/AppData/Local/Temp/RLS-FlyerPostwachstumsstadt.pdf

sowie: https://www.oekom.de/buch/postwachstumsstadt-9783962381998