Wilhelm Neurohr

1. und 3. Mai auf dem Festspielhügel Recklinghausen:

Kultur, Kundgebung und Bewegung

Das Kulturvolksfest kommt zurück. Die DGB-Gewerkschaften und die Ruhrfestspiele wollen endlich wieder mit Kultur und Politik auf dem Hügel in die Festspielsaison starten. Nachdem das Kulturvolksfest nun schon zweimal im Live-Format ausfallen musste, heißt es im dritten Jahr hoffentlich: „Heraus zum 1. Mai“. Bereits ab mittags gibt es ein buntes Kulturprogramm auf den Außenbühnen und Ruhrfestspielhaus. Auf der großen Wiese hinter dem Ruhrfestspielhaus beginnt um 15:00 Uhr die Maikundgebung des DGB. Es folgen spannende politische Diskussionen zu regionalen Themen.

Die traditionelle Eröffnung der Ruhrfestspiele findet erst im Anschluss an diesen Veranstaltungsteil statt. Und das ist nicht die einzige Veränderung. Was aber bleibt, oder besser, was wiederkommt, sind die traditionell beliebten Programmpunkte: Das Abenteuerland „Kinder stark machen“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die pädagogischen Aktionen des Herwig-Blankertz Berufskollegs, die Milonga zum Staunen und Mittanzen, das Jugendsinfonieorchester der Stadt Recklinghausen mit der Neuen Philharmonie Westfalen beim Patenschaftskonzert, das bunte Treiben an den Info- und Aktionsständen der Initiativen und Vereine und die Sparkassen-Clubraum-Bühne mit dem Finale des Band-Contests. Aber es gibt auch Neues und Überraschendes. Das Faber Teater aus Italien bittet das Publikum aufs Rad: Sechs Schauspieler*innen zeigen bewegende Szenen aus dem Leben des großen italienischen Radfahrers Fausto Coppi, der als erster sowohl den Giro d’Italia als auch die Tour de France in einem Jahr gewann. Ob kulinarische Köstlichkeiten, internationale Spezialitäten und Getränke im gewohnten Umfang angeboten werden können, hängt von den aktuellen Entwicklungen der Pandemie ab. Zugang zum Stadtgarten und selbstverständlich zu allen Indoor-Veranstaltungen kann nur nach den dann geltenden Bestimmungen gewährt werden. Dazu und natürlich zum eigentlichen Programm finden Sie rechtzeitig alle Informationen auf ruhrfestspiele.de.

Hinweis: Die Veranstaltung kann nur unter Einhaltung der behördlichen Corona- Maßnahmen und der aktuellen G-Regeln besucht werden. .

Die Ruhrfestspiele 2022 finden vom 1. Mai bis zum 12. Juni statt. Das Motto: Haltung und Hoffnung.

Feierliche Eröffnung

Eröffnungsrede von Sharon Dodua Otoo / anschl. „SIBYL“ von William Kentridge

Eröffnungsrede von Sharon Dodua Otoo

Im letzten Jahr war die Schriftstellerin, Herausgeberin und politische Aktivistin Sharon Dodua Otoo in der Reihe „… im Gespräch mit Denis Scheck“ zu Gast bei den Ruhrfestspielen. Die Lesung aus ihrem ersten, hoch gelobten Roman „Adas Raum“ und das Gespräch waren eindringlich. Die 1972 in London geborene, heute in Berlin lebende Ingeborg Bachmann-Preisträgerin setzt mit ihrem Schreiben neue Maßstäbe: Formal und inhaltlich bricht sie Sprech- und Denkweisen auf und befragt damit vermeintlich Gesetztes. Sie ist Herausgeberin der englischsprachigen Buchreihe „Witnessed“ in der edition assemblage. Ihre erste Novelle „Die Dinge, die ich denke, während ich höflich lächle“ erschien 2012 in englischer und 2013 in deutscher Sprache, 2014 folgte „Synchronicity“. Mit der ersten in Deutsch verfassten Erzählung „Herr Gröttrup setzt sich hin“ gewann sie den Ingeborg Bachmann-Preis 2016. In ihrer Eröffnungsrede zum Bachmann-Preis 2020 „Dürfen Schwarze Blumen Malen?“ diskutierte sie die Bedingungen des schriftstellerischen Arbeitens für Schwarze Autor*innen in der deutschsprachigen Literaturlandschaft.
Sharon Dodua Otoo überschreitet sprachlich und erzählerisch Grenzen. Sie schafft Bilder und Räume, die das Leben mit neuer Klarheit sehen lassen. Engagiert und anarchisch, augenöffnend und spannend gelingt ihr ein Um- und Neudenken von Perspektiven und Erfahrungen. Ihr Erzählen findet neue Zugänge zu gesellschaftlichen Umbrüchen, individuellen Erinnerungen und kollektiven Traumata. Ihr Mut und ihre Lust zu erzählen, ihre Empathie und ihr Humor, ihre Neugier, unsere Gegenwart zu verstehen, machen atemlos. Nun kommt Sharon Dodua Otoo zurück zu den Ruhrfestspielen und hält nach Judith Schalansky, Clemens Meyer und Enis Maci die diesjährige Eröffnungsrede.

Im Anschluss: „SIBYL“ von William Kentridge