Wilhelm Neurohr

Leserbrief an die Ruhr-Nachrichten zur Artikelserie „NRW-Umfrage-Check“ (Ausgabe vom 10. Februar 2022)

„Artikelserie als verdeckte Wahlkampfhilfe?“

Wenn die 41 Tageszeitungen in NRW, die im Ruhrgebiet nach ihrer Fusion fast alle in einer Hand sind, 3 Monate vor der Landtagswahl nun mit ihrem „Redaktionsnetzwerk“ einen gemeinsamen „Image-Check“ für die Spitzenkandidaten als Artikel-Serie starten, stellen sich für die Leser kritische Fragen: Ist das vielleicht verdeckte Schützenhilfe für den CDU-Spitzenkandidaten Hendrik Wüst, der neben seinem Landtagsmandat 7 Jahre lang Geschäftsführer und gut bezahlter Lobbyist des NRW-Verlegerverbandes war? Rein zufällig ist auch der unter Ministerpräsident Wüst tätige Minister Stephan Holthoff-Pförtner (CDU) von der Funke-Mediengruppe als vorheriger Präsident des deutschen Verlegerverbandes profiliert und trat unter Laschet als umstrittener„Medienminister“ an. Dass die Lensig-Media-Gruppe von dem damaligen CDU-Landesvorsitzenden und stellv. CDU-Fraktionsvorsitzenden im Landtag, Lambert Lensing gegründet wurde, ist bekannt. Kürzlich hat Lensing das Medienhaus Bauer aufgekauft, dessen Verleger Kurt Bauer vormals Sprecher des NRW-Verlegerverbandes war und in seinem Medienhaus zugleich Verleger und Chefredakteur in einer Person – von wegen klare Trennung zwischen Verlag und Redaktion. Und der Verfasser der Umfrage-Serie in allen NRW-Zeitungen für 2,5 Mio. Leser, Maximilian Plück, war in seiner Laufbahn auch schon mal Mitarbeiter eines CDU-Bundestagsabgeordneten. Der „neutralen“ Artikel-Serie sind also kritische Leser zu wünschen – und den beteiligten Redaktionen Selbstkritik und Transparenz nahezulegen. (Doch diesen Leserbrief dürfen sie wohl nicht veröffentlichen).

Wilhelm Neurohr

Haltern am See