Wilhelm Neurohr

Ungleichheitsbericht von OXFAM:

"Die Kluft zwischen Arm und Reich in der Welt hat 2018 gefährlich zugenommen"

Das Vermögen der Milliardäre ist um durchschnittlich 2,5 Mrd. US-Dollar (=2,19 Mrd. €) pro Tag gesteigen - das ist ein Plus von 12%. Zugleich hat die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung 11 Prozent verloren - das sind 500 Mio. Dollar pro Tag. Zu diesem Ergebnis kommt die zivilgesellschaftliche Organisation Oxfam in ihrem Ungleichheitsbericht, den sie vor Beginn der Jahrestagung des so gennannten Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos vorstellte. Zwar hat die Zahl der Menschen in extremer Armut stark abgenommen. Doch immer noch hat fast die Hälfte der Weltbevölkerung nur ein paar Dollar zum Leben, während das Vermögen der Reichen sprunghaft steigt und steigt. Weltweit leben noch immer 736 Millionen Menschen in extremer Armut, also von maximal 1,90 Dollar pro Tag. Fast die Hälfte der Weltbevölkerung - etwa 3,4 Mio. Menschen oder 46% - leben von max. 5,60 Dollar pro Tag. Vielen Menschen droht bei Krankheit der Fall in die extreme Armut, wei sie die Behandlungen oder Medikamente nicht bezahlen können.

Auch die Lage in Deutschland hat sich verschlechtert statt verbessert

Auch in Deutschland hat sich die Lage nicht verbessert, sondern verschlechtert. Nötig sei laut Oxfam ein höherer Mindestlohn sowie eine stärkere Belastung von Vermögenden, Konzernen und Erbschaften sowie hohen Einkommen. Doch daran denkt die große Koalition mit SPD-Beteiligung weiterhin nicht. Deshalb hat sich die Lage der Armuts-Reichtumsverteilung in der 13-jährigen Regierungsära Merkel nicht verbessert, sondern stetig verschlechtert. Besonders bedroht von sozialer Ungleichheit sind Frauen und Mädchen. Derweil steigerten die Miliardäre hierzulande ihr Vermögen 2018 um 20 Prozent! Insgesamt verfügt das reichste Prozent der Bevölkerung über ebenso viel Vermögen wie die 87 ärmeren Prozent. Damit zählt Deutschland zu den Industrienationen mit der größten Vermögensungleichheit! Mit 15,8 % liegt die Armutsquote auf dem höchsten Stand seit 1996, also seit Beginn der Regierungsära Merkel. Eine beschämende Bilanz einer Kanzlerin, die noch im vorigen Jahr in einer Art Selbstanklage äußerte. "Kinderarmut ist eine Schande für so ein reiches Land wie Deutschland". Gesagt, nichts getan: Fortan gings weiter bergab...

Investitionen und Umverteilung unverzichtbar - Gemeinwohl geht vor privaten Reichtum

Oxfam fordert die Staatengemeinschaft zu höheren investitionen in Bildung und Gesundheitsversorgung auf, damit nicht das Bankkonto diktiert, wieviel Jahre Kinder in der Schule bleiben oder wie lange wir leben. Gemeinwohl geht vor privaten Reichtum. Deshalb ist eine stärkere und effektivere Besteuerung von Konzernen und Vermögen unverzichtbar. Es ist Zeit, dringend zu handeln, um die skandalöse soziale Ungleichheit abzubauen.

Die Schere zwischen Arm und Reich verstärkt die Spaltung in der Gesellschaft. Das ist der Nährboden für gefährliche Entwicklungen wie Rechtspopulismus und agressiven Nationalismus. Warum steuert die Politik dem nicht entgegen, sondern überlässt den Lobbyisten und Akteuren der Finanzoligarchien das Feld? Die Deutsche Bank hat bereits 2007 von dem systematischen Steuerbetrug durch Cum-Ex-Geschäfte gewusst. Das hat den damaligen Chef der kriminellen Deutschen Bank, Josef Ackermann, nicht davon abgehalten, sich noch 2009 von der Bundeskanzlerin zu seiner Geburtstagsfeier mit zahlreichen Gästen im Kanzleramt freihalten zu lassen - auf Kosten der ehrlichen Steuerzahler...