Wilhelm Neurohr

Leserbrief vom 10.08.2019 an die taz:

"Ende der Freiwilligkeit für SUV-Fahrer und -produzenten!"

Zum dritten oder vierten Mal in Folge, quasi in Serie, wettert taz-Chefreproter Peter Unfried in seinen Kommentaren zum Thema Klimawandel gegen die angeblich "moralisierenden" SUV-Kritiker und gegen Verbote. Ist er selber stolzer SUV-Fahrer oder hat er lediglich aus Versehen oder als Auto-Lobbyist einen Textbaustein wiederholt verwendet?

Der Leser bekommt den Eindruck, Herr Unfried möchte die unsinnige und schädliche SUV-Produktion und deren Käufer und Nutzer unbehelligt lassen oder ihnen die Chance zur "freiwilligen Einsicht" geben, getreu dem Motto des schnellen Porsche-Fahrers Christian Lindner: "Freie Fahrt für freie Bürger".

Jeder hat das Recht, überall fahren und parken zu können unter größtmöglichem CO-2-Ausstoß und Flächenanspruch, und die Städte haben gefälligst die Parkplätze und Fahrspuren zu verbreitern und zu versiegeln für die großen Protzautos statt für die Fahrräder, wie gerade imgange? Allers andere regelt sich durch "freiwillige Selbstverpflichtung" und erübrigt auch die Straßenverkehrsordnung mit ihren Ge- und Verboten? Ich empfehle Herrn Unfried die Lektüre des Artikels von Walter Wüllenweber im "Stern" vom 27. Juli: "Klimawandel erfordert Verbote". Noch empfehlenswerter wäre seine Teilnahme am Rande der Attac-Sommerakademie in Bochum gewesen bei der Aktion: "Platz da! Klimagerechte Mobilität für alle - gegen den Autoverkehr". Empfehlenswert auch der Twitter-Beitrag von Jenny Dowell, wieviel unnötigen Platz Autos brauchen. BMW berichtete dieser Tage stolz, dass jedes zweite Auto bei ihnen als SUV bestellt und gekauft wird.

Laut WDR-Bericht liegen mit 26 Prozent Marktanteil die Pseudo- und echte Geländewagen vor den beliebten Kompakten der so genannten Golf-Klasse: "Die Hochrüstung hat Konsequenzen. SUVs sind eine Pest und mit der intensiven Werbung setzte sich eine Geländewagen-Spirale in Gang. Damit der Spritverbrauch nicht peinlich wurde, kam und kommt besonders häufig ein Diesel unter die Haube. Geländewagen sind aus physikalischen Gründen das Gegenteil von umweltfreundlich. Statt windschlüpfrig und leicht, sind SUVs ausladend und schwer. Das treibt Verbrauchs- und CO2-Werte nach oben. Auch für die Mobilität in den Städten sind Geländewagen so ziemlich das Letzte. Anstelle eines Kontakts auf Augenhöhe – auch zu Radfahrern und Fußgängern – stehen Geländewagen für Überlegenheit und Abschottung. SUVs stehen für die überbordende Inbesitznahme des öffentlichen Raums durch das Automobil".

Deshalb ist beim Klimawandel das Ende des Prinzips der Freiwilligkeit gekommen. Ohne Verbote, Kontrollen und Strafen kann die Katastrophe nicht mehr abgewendet werden.

Wilhelm Neurohr