Wilhelm Neurohr

23.05. Aktionstag – Evakuiert alle Lager!

Corona ist tödlich – besonders für diejenigen, die sich nicht davor schützen können. In den Lagern auf den griechischen Inseln sind geflüchtete Menschen diesem tödlichen Virus weiterhin auf engstem Raum ausgeliefert. Seit Wochen fordern bundesweit zehntausende Menschen die sofortige Evakuierung der griechischen Lager, um eine humanitäre Katastrophe zu verhindern.
Am 23. Mai werden wir diese Stimmen wieder bündeln und gemeinsam in Deutschland und Europa zeigen: Die Menschen in den europäischen Lagern gehören hierher – #LeaveNoOneBehind !

Während über 150 Städte sich in Deutschland aufnahmebereit erklärt haben, holte die Bundesregierung kürzlich gerade einmal 47 Minderjährige aus dem Lager Moria auf Lesbos nach Deutschland. Ein Staat, der in kürzester Zeit 200.000 deutsche Tourist*innen zurückholen und 80.000 Erntehelfer*innen für die Rettung des deutschen Spargels einfliegen kann, zeigt deutlich seine Prioritäten: Das Leben der Geflüchteten ist ihm nichts wert.

47 Menschen aufzunehmen ist ein peinlicher Versuch, das nationale Gewissen reinzuwaschen. Für mehrere Zehntausend Menschen ändert es aber nichts: Sie sind dem Virus in Lagern und Sammelunterkünften schutzlos ausgeliefert – ob in Griechenland, auf dem Balkan oder in deutschen Massenunterkünften, in denen der empfohlene Mindestabstand und die Hygienevorschriften zu einer Farce werden.

Dieses vorsätzliche Versagen der Bundesregierung und der EU nehmen wir nicht hin. Wir lassen uns mit 47 aufgenommenen Menschen nicht ruhig stellen. Unser Protest endet erst, wenn alle Menschen in Sicherheit sind.

Deswegen rufen wir am 23. Mai erneut zu einem europaweiten Aktionstag auf: Organisiert Aktionen in euren Städten und Kommunen, tragt unsere Forderungen in den öffentlichen Raum. Es ist wichtiger denn je, dass unsere Spuren weiterhin sichtbar bleiben. Nutzt #LeaveNoOneBehind und #EvacuateNow, um eurer Kreativität freien Lauf zu lassen. Nutzt die Spielräume, die uns unter Einhaltung gesundheitlicher Sicherheitsmaßnahmen gegeben sind. Wir sehen uns auf der Straße und im Netz!

Wir bleiben laut, bis alle Lager evakuiert wurden! Leave No One Behind!

Aufruf:

Wir erleben eine beispiellose menschenrechtliche, gesundheitliche und politische Katastrophe. Angesichts der weltweiten Corona-Pandemie müssen wir mehr denn je solidarisch handeln und jene unterstützen, die von dieser Katastrophe besonders schwer betroffen sind. Das sind unter anderem Alte, Arme, Obdachlose, Immunschwache und auch geflüchtete Menschen an unseren Außengrenzen.

Wie lange kann es ein Mensch unter unmenschlichen Bedingungen an der EU-Außengrenze aushalten? Die Zustände in den Lagern auf den griechischen Inseln spitzen sich seit Jahren zu. Schutzsuchende auf den griechischen Inseln und an der Grenze sind massiver Gewalt und systematischer Willkür ausgesetzt. Griechenland und die EU haben in den letzten Wochen grundlegende Menschenrechte und das Recht auf Asyl faktisch abgeschafft. Menschen auf der Flucht werden beschossen, die Bedingungen in Camps wie Moria bleiben absichtlich menschenunwürdig, weil die EU Schutzsuchende abschrecken will. Es herrscht dort Rechtlosigkeit, wo Solidarität und Menschlichkeit am dringendsten gebraucht wird. Die Situation in den überfüllten Lagern ist katastrophal, es fehlt an allem: von medizinischer Hilfe bis zu hygienischer Grundversorgung. Gefangen und isoliert auf den Inseln sind die Menschen der Pandemie schutzlos ausgeliefert. Denn Schutzmaßnahmen, die auf dem europäischen Festland getroffen werden, sind dort schlicht unmöglich.

Wir haben keine Zeit mehr: Wir müssen sofort die Menschen aus den Lagern evakuieren. Wenn die EU und die Regierungen jetzt nicht handeln, wird die schon jetzt herrschende Katastrophe viele weitere Menschenleben kosten.

Deswegen fordern wir von der Bundesregierung:

  • die sofortige Evakuierung aller Menschen aus den überfüllten Lagern an der EU-Außengrenze und ihre Unterbringung in aufnahmebereiten Ländern und Kommunen, wo sie angesichts der Corona-Pandemie den dringend notwendigen Zugang zu medizinischer Versorgung haben können
  • den sofortigen Stopp der Unterstützung der staatlichen Gewalt an der EU-Außengrenze
  • die bedingungslose Wahrung der Menschenrechte und die Wiederherstellung des Zugangs zu Schutz und Asylverfahren in der Europäischen Union

In Deutschland und ganz Europa: Wir lassen niemanden zurück – auch nicht an den EU-Außengrenzen!

Wir halten zusammen: LeaveNoOneBehind! Schließt Euch jetzt mit kreativen Protestformen und Aktionen an! Wir werden jetzt laut und unermüdlich sein und die Regierung unter Druck setzen, bis endlich die humanitäre Krise an den europäischen Außengrenzen beendet ist. Seid kreativ, zeigt mit orangenen Farben Solidarität und beteiligt euch an Aktionen, denn nur gemeinsam und geschlossen können wir der humanitären Katastrophe ein Ende bereiten!

Hier findet ihr gesammelte Aktionsideen und Materialien zu der Kampagne #LeaveNoOneBehind. Gerne können Ideen übernommen oder abgewandelt werden.

Materialien

Offene Briefe, Petitionen, Spendenaktionen

  • Petitionen online unterschreiben und teilen, z.B.
  1. Petition #LeaveNoOneBehind
  2. Petition an die Bundeskanzlerin der Seebrücke Dortmund

Unterstützung auf den griechischen Inseln

Unterstützt die aktiven NGO’s und Organisationen auf den griechischen Inseln. Hier erfahrt ihr mehr!

Social Media

  • Selfies mit Demoplakaten oder Videos, in denen man erklärt, warum die Kampagne wichtig ist, unter dem Hashtag #LeaveNoOneBehind posten.
  • Tweet-Storm: so viel wie möglich gemeinsam unter dem Hashtag #LeaveNoOneBehind, sowie #europemustact twittern. Auch möglich: Gezielt einzelne Politiker*innen auf Twitter mit den Grafiken zur Kampagne zuspamen.
  • Online-Konzerte: Viele Künstler*innen veranstalten gerade Online-Konzerte. Diese kann man anfragen, ob sie das Thema und die Kampagne vor oder nach ihren Konzerten erwähnen.
  • Twitch-Stream: Themenbeiträge über einen längeren Zeitraum auf der Streaming-Plattform platzieren. Eventuell dort auch Online-Vorträge organisieren und zum Spenden aufrufen.
  • Berichte von Menschen, die gerade auf Lesvos sind reposten, sowie Spendenaufrufe für Organisationen, die gerade vor Ort arbeiten.

Grafiken für alle Social Media Aktivitäten findet ihr hier.

Von zu Hause

Demos aus dem Wohnzimmer (“peopleless protest”)

  • Selbst gemalte Demoplakate oder orangene Fahnen als Zeichen der Solidaritä ins Fenster hängen. Fotos davon werden unter #LeaveNoOneBehind und #grenzentöten gepostet.
    Bilder der Soli-Transpi-Aktion
  • Fenster- und Krachdemos von zu Hause aus!
  • “silhouettes of solidarity”: Die eigene Silhouette mit Kreide auf den Boden zeichnen und Fotos davon auf Social Media posten.
  • Straßen beschallen mit Liedern und Redebeiträgen zum Thema – eventuell live streamen.

In öffentlichen Räumen

  • Sport machen ist erlaubt! Trage gerne unsere politische Botschaft auf deinem Trainingsshirt durch deine Stadt!
  • Mach mit bei #MundAufTrotzMundschutz
  • SPD- und CDU-Parteizentralen oder weitere zentrale Gebäude und Plätze könnten “eingezäunt” und Bilder davon unter #LeaveNoOneBehind gepostet werden.
  • Plakataktionen im öffentlichen Raum
    Hier findest du bereits erstellte Plakate!
  • Selbstgebastelte Menschen (“Vogelscheuchen”) können an öffentlichen Plätzen imaginäre Demos/Kundgebungen mit Demoschildern abhalten.
  • Wie beim “Day Orange” können öffentliche Plätze und Knotenpunkte in Orange gestaltet werden.
  • Auto-Corsos als neue Demonstrationsform
  • “Critical mass” Fahrradtour mit Schildern

Allgemeine Infos

Viele Infos findest du auch hier!

Schickt gerne How-Tos und Materialien an website@seebruecke.org, damit wir alles auf der Kampagnen-Seite der Homepage aufführen können und andere Lokalgruppen eure Idee übernehmen können!